Shanghai Schach
Die Künstlerin lebte von Januar 2003 bis Sommer 2008 in Shanghai/ China. Die ersten Eindrücke der Stadt, der Kultur, der Menschen hat sie an das uralte Gesellschaftsspiel Schach erinnert. Diese Erinnerungen finden sich auf den Bildern der Serie Shanghai Schach wieder.
Als die Künstlerin 2003 in Shanghai ankam, war die Skyline der Metropole noch überschaubar. Es gab sehr viele fantastische Hochhäuser. Sie überragten die alten Stadtviertel wie Schachfiguren auf einem Schachbrett. Im Laufe der knapp 5 Jahre hat sich das Stadtbild total verändert. Es wurden soviele Skyskraper gebaut, dass das einzelne Gebäude in der Masse untergeht. Schade, denn jeder Turm ist besonders schön. Das war der erste äußerliche Eindruck, der auf das Schachmotiv hinwies.
Im Laufe der Zeit lernte die Künstlerin Menschen, Kultur und Gebräuche der Menschen in China kennen. Und auch dort gibt es viele Parallelen zum Schachspiel. In China ist der Mann alles. Während der Einkind-Politik wurden künstlich hauptsächlich Jungen geboren. Ein Verbrechen an den Mädchen, dass sich allmählich rächt, jetzt sind die Jungs groß und finden keine Frauen. Die eine Partei beherrscht das Land, die Offiziere sind mächtig, der einzelne Bauer zählt gar nicht, wird häufig geopfert. Aber manchmal, wenn die Situation übertrieben wird, dann gibt es eine Revolution und dann kann die Masse der Bauern etwas ausrichten.
Die Frau hat öffentlich nichts zu sagen, aber in Wirklichkeit hat sie im Hintergrund die Strippen in der Hand. Die Shanghaier Geschäftsfrauen sind erfolgreich und berüchtigt. Wie im Spiel. Es geht um den König, wenn er fällt, ist das Spiel verloren, aber Macht hat die Figur gar nicht, sie muss geschützt werden, kann jeweils nur ein Feld ziehen. Die Königin hingegen beherrscht das ganze Feld, sie kontrolliert die Geraden und Diagonalen ist die stärkste Figur im Spiel.